Mittwoch, 29. Juli 2015

Urlaubsterror im Tierreich

Vielseits wurde schon in den tiefen, düsteren, humanitären Gefilden darüber berichtet.
Dem Wahnsinn nahe stürmen sie jeden Morgen um 4 Uhr an den Pool mit Bergen von Handtüchern bewaffnet, um sich die besten Plätze direkt auf das maligne Melanom - dem schwarzen Hautkrebs - gerichtet zu reservieren.
Obwohl in vielen Hotels mittlerweile verboten, so kann sie keiner aufhalten. Notfalls werden Hotelangestellte im angrenzenden Pool ertränkt. Jegliche Form von Gegenwehr ist sinnlos.
Und dann liegen sie dort den ganzen Tag wie Grillwürstchen, lassen sich 2x pro Stunde wenden oder notfalls abends einfach von der Liege abkratzen. Zwischendurch erscheint ein Enrique Eglesias Verschnitt am Poolrand, um ein wenig Wasser-Animation abzuhalten.
Ausschließlich zum Essen am Buffet erheben sich diese humanitären Entgleisungen in viel zu knappen Bade"Schlüpfern", die vom Allerwertesten zur Hälfte aufgefressen werden. Weil es ist ja all inclusive... Auch der Anblick dieser Irren. Auch dies bucht man gezwungenermaßen mit.

Nun ja...
Man möchte meinen, dass nur der Mensch sich verhält wie ein Tier und die Tiere bei weitem nicht ganz so primitiv erscheinen wie die ausgewachsenen, humanitären Primaten.
Doch weit gefehlt...
Auch im Tierreich hat dieses Verhalten Einzug gehalten. Ob vom Menschen immitiert oder nicht, ist letztendlich auch nicht wichtig.
Es wird sich auch hier schon morgens um 4 um den besten Platz gestritten und gekämpft, Decken ausgelegt, und zur Not - sollten einmal alle Stricke reißen - wird der Gegner einfach eingequetscht oder sich auf ihn draufgesetzt, so lange, bis er aufgibt. Es soll bereits sehr hartnäcktige Kandidaten im Tierreich geben, von denen man meinen könnte, sie wären in einem ihrer Vorleben mal ein Mensch gewesen...







Zum Glück bleibt uns hier die schräge Bademode erspart. Aber sie hätten sich wenigstens vor dem Sonnenbad rasieren können. Naja... man kann halt nicht alles haben...

Freitag, 24. Juli 2015

Das heilige Land



Das heilige Land

Verängstigt blickte sie in die Augen, die voller Hass und Zorn auf sie gerichtet waren. Sie stand vor mehreren Männern und Frauen, die ihre Fäuste geballt hatten, den Baseballschläger in der Hand und hasserfüllte Parolen gröhlend.
Die kleine Samila fragte sich, was sie noch alles ertragen sollte. Sie war gerade einmal 10 Jahre alt. Schon viele Grausamkeiten hatte sie in ihrem Leben erfahren müssen. Vom heiligen Land hatte sie sich etwas anderes versprochen. Dass sie zur Ruhe kommen konnte, dass die endlos andauernde und brutale Flucht ein Ende hatte und sie in Frieden abwarten konnte, wie sich die Dinge in ihrem Heimatland entwickelten. Sie hoffte auch, endlich wieder zur Schule gehen zu können – und das möglichst ohne erneut um ihr Leben fürchten zu müssen.
Doch als sie im heiligen Land ankam, wurde sie mit Hassparolen und Kampfansagen der Wutbürger empfangen. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie im heiligen Land auch nicht wirklich willkommen war – zumindest von denen, die den Weg auf sich genommen und vor die Tür der Containerstadt gekommen waren. Aber warum nur? Was hatte sie verbrochen, dass sie nirgendwo willkommen war? War es einfach nur deshalb, dass sie so geboren wurde, wie sie geboren war? Sollte das nun heißen, dass sie ihr restliches Leben lang immer auf der Flucht sein würde?
Samila fragte sich, ob diese Menschen, die sie offensichtlich vertreiben wollten, wussten, was sie alles bis zum heutigen Tag durchgemacht hatte, was alles geschehen war. Ob diese „Kämpfer“ eigentlich wussten, wie viel Respekt Samila vor dem heiligen Land hatte und wie viel Ehrgefühl, dort hoffentlich aufgenommen zu werden?
Zu gerne würde sie diesen „Kämpfern“ ihre Geschichte erzählen… Aber ob sie ihr zuhören würden…? Zu sehr schienen die „Kämpfer“ damit beschäftigt zu sein, zu denken, Samila würde ihnen als Asylantin alles nehmen, wofür sie hart gearbeitet hatten, sogar die Luft zum Atmen würde sie ihnen nehmen. Diese Luft, die nur ihnen ganz allein zustünde.
Früher hatten sie sich nie um die Obdachlosen in ihrer Stadt gekümmert – im Gegenteil. Beschimpft hatten sie sie. „Geh endlich arbeiten, du Penner!“ hatten sie ihnen oft zugerufen. „Ihr Dreckspack verschandelt unsere Straßen! Haut endlich ab!“ Doch jetzt schienen ihnen die Obdachlosen wie gerufen zu kommen. „Für dieses Asylantenpack gibt der Staat Geld aus, aber unsere armen Obdachlosen, um die kümmert sich keiner. Dafür ist kein Geld da, um ihnen zu helfen.“
Auch wenn Samila die Sprache des heiligen Landes nicht verstand, so verstand sie trotzdem.
„Ich bin kein Nazi, aber man wird jawohl noch seine Meinung sagen dürfen“, keifte eine dreifache Mutter in ein Fernsehmikrofon, bevor sie einen riesigen Stein in Richtung Samila warf und den Stacheldrahtzaun traf, hinter dem sich das kleine Mädchen und all die anderen Geflohenen aufhielt.
Samila hielt es dort nicht mehr aus und verschwand in einem der Container, die für die Flüchtlinge bereitgestellt wurden – in der wunderschön wärmenden Sonne, bei 40 Grad im Schatten. Doch die Container standen nicht im Schatten… Innen drin erwartete sie eine stickige Hitze und die unterschiedlichsten Gerüche, die menschliche Körper bei steigenden Temperaturen produzierten – bei nur 5 Duschen für 500 „Bewohner“.
Samila machte im Flur kehrt und lief zurück hinaus, denn gerade war Rita mit ihrer Tochter angekommen. Alle Bewohner der Containerstadt liebten Rita. Ihre Besuche waren immer ein ganz besonderes Erlebnis und zeigte Samila, dass es doch noch Engel auf Erden gibt – auch im heiligen Land. Obgleich Rita keinen leichten Stand bei den Anwohnern des Ortes hatte. Auch sie wurde bedroht, beschimpft, es wurden die Reifen ihres Autos zerstochen… Doch Rita konnte man nicht zum Aufgeben bewegen, denn tief in ihr drin wusste sie, dass sie das einzig Richtige tat, was man in dieser Situation überhaupt tun konnte.
Rita war bereits Rentnerin und eine sehr liebevolle Frau. Oft brachte sie mit ihrer Familie oder Freunden Sachspenden vorbei, die sie gesammelt hatte. Egal ob Decken, Kleidung, Spielzeug, Obst aus dem eigenen Garten oder Süßigkeiten. Sie brachte immer etwas mit, was unter den Bewohnern der Containerstadt aufgeteilt wurde. Aber nicht nur das. Sie brachte nicht nur lebenswichtige Dinge vorbei und fuhr dann wieder nach Hause. Nein, Rita schuf eine Brücke für all diese Menschen. Ein paar Mal bereits hatte sie in der Containerstadt mit ihrem Mann einen Dia-Abend veranstaltet, an denen sie allen Interessierten sämtliche Dias zeigte, die sie bei ihren Urlauben quer durch das heilige Land gemacht hatte. So konnten die Interessierten – und von denen gab es so viele, dass der Raum aus allen Nähten platzte – eine Menge sehen und kennen lernen. Rita übte sich darin, den Bewohnern der Containerstadt Deutsch beizubringen, und sie half beim Formulare ausfüllen. Ihre Tochter Simone, die von Beruf Erzieherin war, setzte sich mit den Kindern hin und bastelte die unterschiedlichsten Dinge mit ihnen – auch manchmal mit den großen Kindern, denn die Langeweile in der Containerstadt war gigantisch. Sämtliche Materialien brachte Simone selbst mit. Sie liebte das Glitzern in den Augen der kleinen und großen Kindern zu sehen, wenn sie ein Fensterbild fertig gebastelt hatten, eine Laterne oder irgendetwas anderes. Abends las sie den Kleinen auch öfter noch ein Kinderbuch vor und brachte ihnen auf diese Weise die deutsche Sprache näher.
Die gesamte Familie von Rita und Simone, sowie viele ihrer Freunde, halfen mit – sei es durch Spenden oder durch Beschäftigungsangebote.
All dies ließ Samila zwischendurch für einen Moment vergessen – vergessen, dass ein wild gewordener Mob vor der Containerstadt herum stand, der sie loswerden wollte, aber auch den Tag, an dem die Barbaren über ihre Heimat herfielen, sie ausraubten, abschlachteten, ausbluten ließen, vergewaltigten, ausbombten und versklavten. Diese Barbaren hatten ihr ihre Heimat genommen und ihre Familie auf brutalste Weise ausgelöscht. Die Eltern ihrer besten Freundin hatten sie mitgenommen auf die Flucht in das heilige Land. Die Flucht war hart und anstrengend – über viele Monate. Es gab kaum zu essen und zu trinken. Oftmals wurden sie von den Schleusern verprügelt, irgendwo eingesperrt oder von ihren Angehörigen getrennt. Es gab etliche Flüchtlinge, die diesen Weg ins heilige Land nicht überlebten. Auf den letzten Metern ins heilige Land, als sie mit zig anderen Flüchtlingen eingequetscht im dunklen Frachtraum eines Lkws war, kippte neben ihr ein älterer ausgemergelter Mann um. Er fiel einfach zur Seite und setzte sich nicht wieder auf. Diese Fahrt dauerte zwei Tage, in denen sie so ausharren musste. Allerdings hatte sie vorweg noch viel Schlimmeres erlebt: ihre Mutter vor ihren Augen von 5 Barbaren vergewaltigt und als Sklavin abgeführt; ihrem Vater, der ihrer Mutter zur Hilfe eilen wollte, die Kehle aufgeschlitzt und ausbluten lassen; ihre beiden Brüder wurden einfach verhaftet.
Die kleine Samila hatte nur deshalb überlebt, weil keiner der Barbaren sie gefunden hatte. Sie hatte sich gut versteckt in der hintersten Ecke unterm Bett.
Kurz vor ihrer Flucht erfuhr sie von so genannten Insidern, dass keiner ihrer Angehörigen den Überfall überlebt hatte. Samila war von diesem Tag an komplett auf sich allein gestellt und musste ums Überleben kämpfen.

Und nun war sie hier – im heiligen Land, das vollkommen hin und her gerissen war zwischen Hilfsbereitschaft und falsch verstandenem Nationalstolz, bis hin zu blankem, boshaftem Rassenhass.

Für Samila war klar, sie musste irgendwo ein Zuhause finden, in dem sie zur Ruhe kommen konnte. Sie musste dringend ihre Traumatisierung auskurieren und sich eine Zukunft aufbauen. Sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass das heilige Land auch wirklich das heilige Land war. Ihre treuen Augen wanderten zum wolkenlosen Himmel hinauf. Die Sonne schien in ganzer Pracht. „Ja“, dachte Samila im Stillen, „so sieht Frieden aus.“


Montag, 20. Juli 2015

Das Schicksal des Hygienegels Hansi



Guten Tag!
Wenn ich mich kurz vorstellen darf?
Ich bin Hansi, das Hygienegel.
Doch ich bin nicht irgendein Hygienegel. Nein, das wäre auch zu einfach. Ich wurde eines Tages von Madame im Internet bestellt, vom Lagermitarbeiter mehr oder weniger liebevoll verpackt und anschließend von einem mehr oder weniger motivierten Paketzustelldienstleister zu Madame gebracht, die mich liebevoll juchzend und glucksend auspackte und in Empfang nahm.
Umgehend benutzte sie mich!
Und es war schön!
Ich liebe es, von ihr benutzt zu werden!
Sie drückte aus meinem Körper einen erbsengroßen Klecks auf ihren Handrücken und rieb sich damit ein. Immer wieder schnupperte sie an sich selbst und an meiner Körperöffnung, was mir – entschuldigen Sie bitte meine emotionale Entgleisung – etwas zu aufdringlich war.
Meine Probezeit hatte ich bestanden, als Madame den hoch anspruchsvollen Satz „Alta, wie geil ist das denn bitte?!“ ausstieß.
Sie stellte mich ins Regal zu Alex Abschminktücher, Willi Wattestäbchen und Schakira-Schantall Schampuh. Schakira-Schantall kommt übrigens aus Chemnitz, und ihre Adoptivmutter ist Brittnäi Badeschaum.
Dort, in diesem Regal, verweilte ich einige Zeit, und ich dachte schon fast, ich würde gar nicht mehr zum Einsatz kommen, da kam sie eines Tages herbeigeeilt, nahm mich in den Schwitzkasten und steckte mich in ihre Tasche.
In meinem Leben bin ich schon unglaublich viel herumgekommen. Und ich habe viele Leute kennen gelernt, die von überall herkamen. Da war zum einen Tommy Tempo. Leider fand unsere Begegnung im Winter statt, weshalb er schnell aufgebraucht war und vor sich hin-burn-te.
Trotzdem war er für diese kurze Zeit ein prima Kumpel. Ich durfte mich immer dicht an ihn schmiegen – gezwungenermaßen – wenn es in der Tasche mal wieder etwas enger wurde. Und so selten kam dies gar nicht vor, denn Madame schleppt sehr gerne ihren kompletten Haushalt auf minimalem, mobilem Boden mit sich herum.
Gerne komme ich zwischendurch auch zum Einsatz und erblicke das Licht der Welt. Leider sind es oft unschöne Bilder, die ich zu sehen bekomme. Einmal habe ich mich auf einer ziemlich heruntergekommenen Bauwagentoilette einer Autobahnraststätte wiedergefunden. Die Schreie von Madame im Vorfeld hätten mir gleich komisch vorkommen sollen. Nun ja, es sah aus, wie frisch von Messi-Ingenieuren geschaffen, wo Tine Wittler oben drauf ein wenig Deko mit einer verstaubten Sonnenblume aus Plastik hinterlassen hatte.
Nachdem Madame den Wasserhahn mit viel Klopapier umwickelt aufgedreht hatte, ertönten durch die Rohre Geräusche, wie die von einem Elch in der Brunftzeit. Sie röhrten einmal quer durch, bis sie oben am Wasserhahn angekommen waren. Dort gab es zwei Rülpser, und der Wasserhahn erbrach zwei Spritzer Kallamatsch.
Doch nicht verzagen, das Hygienegel fragen.
So wurde ich hinausgeholt und durfte Madame genüsslich mit meinem Inhalt einreiben.
Sie schnurrte erholt wie eine Katze…
Naja, vielleicht nicht ganz so, aber ein bisschen.
Auch ein Hygienegel wird noch Träume haben dürfen…
Meine große Liebe gilt bis heute ihrem Lippenstift Lola, mit der Farbnummer 0938. Madame hatte uns von Anfang an in dasselbe Fach der Tasche gesteckt und uns somit verkuppelt. Wir verbringen jeden Tag und jede Nacht zusammen. Selbst wenn wir vorrübergehend umziehen müssen, weil Madame meint, sie bräuchte zu ihrem Kleid eine andere Handtasche, sind wir nach wie vor zusammen und leben durchgehend L’Amour… 


Hansi Hygienegel hier bei der Tätigkeit, die er am besten kann: herumliegen...


Samstag, 18. Juli 2015

Vokabelfarbenleiter

Auch ich lerne immer mal wieder neue Wortspiele und kreative Techniken kennen.
Und so habe ich heute die "Vokabelfarbenleiter" kennen gelernt.
Folgende drei Ergebnisse sind dabei herausgekommen:



A - der Schneemann ist schon da.

E - das tut dem Sommer weh.

I - auch das noch im Juli.

O - zieh runter, das Rollo.

U - das Wetter ist'ne blöde Kuh!



A - sie sagte laut "MAMA!"

E - wie ein scheues Reh.

I - fiel dabei auf die Knie.

O - Familie als Placebo.

U - sie findet keine Ruh.



A - Montags immer Sascha.

E - Dienstags ständig René.

I - Mittwochs gerne Tommi.

O - Donnerstags manchmal Otto.

U  - Freitags lasst mich alle in Ruh.



Und dann habe ich noch etwas anderes für euch zum Abschluss des heutigen Tages - eine Art Alliteration (Tautogramm):

Saumäßig sind Schweine schwierig.
Auf andere abwertend.
Nicht nationalsozialistisch, nobler Neger!
Draußen dirbt Dummheit.
Raufbolde rennen runter.
Aber Andersartigkeit akzeptiert.